HeimatLandschaft  Adlergebirge
 

Gudrun Pausewang 

Gudrun Pausewang ist wohl die bedeutendste Schriftstellerin aus dem Adlergebirge im 20. Jahrhundert.


Ihr Großvater Julius Pausewang (1859-1938) war Gründer und Herausgeber des
Heimatkalenders "Trostbärnla". 

Er schuf Text und Melodie des "Stadtla-Liedes", das als heimliche Hymne der Adlergebirgler gilt (Siehe Kultur-Geschichte/Autoren/Lieder).


Gudrun Pausewang schuf mit ihren Büchern bleibende Dokumente über das Leben ihrer
Familie und der Menschen im Adlergebirge.


Rosinkawiese


Bücher von Gudrun Pausewang

Buchtitel

Verlag und Erscheinungsjahr

Thema

Rosinkawiese, 

Alternatives Leben in den zwanziger Jahren

Ravensburg 1980

Das Leben der Familie Pausewang auf der Rosinkawiese

Fern von der Rosinkawiese, Geschichte einer Flucht

Ravensburg 1989

Flucht der Familie Pausewang von der Rosinkawiese nach Hamburg

Geliebte Rosinkawiese, 

die Geschichte einer Freundschaft über die Grenzen

Ravensburg 1980

Kontakt und Freundschaft mit den neuen Besitzern der Rosinkawiese

Wie es den Leuten von der Rosinkawiese nach dem Krieg erging

Eichborn 1996

Leben der Familie Pausewang in Hessen
Literarisches Denkmal für ihre Mutter

Wiedersehen mit Anna

Quell-Verlag 1997

Suche nach dem zwangsverpflichteten ukrainischen Kindermädchen und Besuch in der Ukraine 1996

Rotwengel-Saga

Eichborn 1993

Geschichte einer ostböhmischen Familie von 1850 bis 1945
Hommage an die Familie Pausewang und die Heimatlandschaft

So war es,als ich klein war
Erinnerungen an meine Kindheit

Ravensburg 2016

17 kurze Geschichten aus der Kindheit auf der Rosinkawiese.


Etwas über die Autorin

Gudrun Pausewang, wurde am 3. März 1928 in Wichstadtl im Adlergebirge, Kreis Grulich (Ostböhmen), als Tochter eines Diplomlandwirts geboren.

Der Vater fiel 1943 in der Sowjetunion. Ihre Mutter, Kindergärtnerin und Jugendleiterin, stammte aus Saarbrücken.

G. P. wuchs mit ihren fünf jüngeren Geschwistern in dem kleinen Gebirgsdorf auf und besuchte dort von 1934 bis 1937 und von 1938 bis 1940 die zweiklassige Volksschule.
Dazwischen lebte sie mit Eltern und Geschwistern ein Jahr in Breslau und Festenberg (Schlesien).
In Mährisch-Schönberg ging sie aufs Mädchengymnasium.

Nach Kriegsende floh die Familie nach Hamburg.
Ab 1946 besuchte G. P. ein Mädchengymnasium in Wiesbaden, wo sie 1947 ihr Abitur machte.

Nach dem Studium am Pädagogischen Institut in Weilburg/Lahn (1948-1951) war sie 1951-1953 Lehrerin an einer Mädchenvolksschule in Wiesbaden und danach 2 Jahre an einer Volksschule in Weilburg/Lahn.

G. P.s seit ihrer Schulzeit bestehendes Interesse für den südamerikanischen Kontinent führte sie Anfang 1956 nach Chile, wo sie an der deutschen Auslandsschule in Temuco unterrichtete. Fünf Jahre später wechselte sie an die deutsche Schule in Maracaibo/Venezuela.

Zurückgekehrt nach Deutschland, unterrichtete sie seit Herbst 1963 an einer Grundschule in Mainz-Kastel und studierte gleichzeitig fünf Semester Germanistik an der Universität Mainz. 

Seit 1967 mit einem Deutschchilenen verheiratet, nahm G. P. noch einmal für fünf Jahre eine Auslandslehrtätigkeit in Barranquilla/Kolumbien auf.

Ende 1972 kehrte sie endgültig nach Deutschland zurück, trennte sich von ihrem Mann und ließ sich im osthessischen Dorf Hartershausen nieder, wo sie bis 1989 an der Grundschule im benachbarten Städtchen Schlitz unterrichtete.

Ihren ersten Roman "Rio Amargo" (1959) schrieb G. P. unter dem Eindruck der sozialen Missstände und politischen Unruhen während ihres Aufenthaltes in Chile, dem bis 1972 sechs weitere Südamerika-Romane und -Erzählungen folgten, die z. T. auch verfilmt wurden.

G. P.s sozial engagierte, um den Arm-Reich-Gegensatz kreisende und in schlichter Sprache gehaltene Literatur für Erwachsene hat mit ihren Kinder- und Jugendbüchern den pädagogischen Anspruch gemein.
"Etwas lässt sich doch bewirken", einer ihrer Romantitel (1984), könnte als Motto ihrer Bücher genommen werden (FR 18.8.1994), in denen nicht nur soziale und politische Brennpunkte benannt, sondern auch Alternativen aufgezeigt werden.

"Hinterm Haus der Wassermann" (1972) sowie zwei Jahre später "Und dann kommt Emilio" (1974) waren der Auftakt für eine außergewöhnliche und bis heute andauernde Erfolgsserie als Kinder- und Jugendbuchautorin, wo sie neben der Lateinamerika-Thematik auch politische Zeitthemen, wie Rüstungspolitik und Friedensbewegung oder die atomaren Gefahren ihrem jungen Publikum nahe brachte.

Schonungslos und unsentimental entwarf G. P. 1983 in ihrem preisgekrönten Buch "Die letzten Kinder von Schewenborn" das Szenario nach einem Atombombenabwurf.
Das Jugendbuch "Die Wolke" (1987), das die Folgen eines fiktiven Reaktorunfalls im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt aus der Kinderperspektive beschreibt, sollte sich zum Kultbuch entwickeln.

Fast zum Politikum geriet die erst nach einigen Querelen und Interventionen von Seiten der Bundesregierung wegen der deutlichen Anti-Atom-Tendenz des Buches doch zustande gekommene Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 1988. Der didaktisch wertvolle und Appellative Charakter der Darstellungsweise ließ aber manche Rezensenten (vgl. z. B. Inge Nefzer in der Stgt.Z., 23.4.1988) über die auch schon bemängelte klischeehafte Überzeichnung von Handlung und Figuren hinwegsehen.

Neben der Gefahr eines neuen Faschismus in Deutschland ("Der Schlund" 1993), wandte sich G. P. seit den achtziger Jahren literarisch auch ihrer Kindheit und Jugendzeit im böhmischen Wichstadtl zu. "Rosinkawiese" (1980) beschrieb die Utopie ihrer Eltern auf eine alternative Lebensform, "Fern von der Rosinkawiese" (1989) verarbeitete die Vertreibung der eigenen Familie und warb um Versöhnung.

Die gleichfalls biographisch angelegte "Rotwengel-Saga" (1993) schließlich entfaltete die Geschichte einer deutschen Familie in Böhmen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Mit "Geliebte Rosinkawiese" (1990) beschrieb G.P. die Spurensuche in der alten Heimat und die Kontakte und die Freundschaft mit den neuen Besitzern der Rosinkawiese.
In "Wie es den Leuten von der Rosinkawiese nach dem Krieg erging" (1996) setzte G.P. ihrer Mutter ein würdiges Denkmal.
Im 4. Buch über die Rosinkawiese "Wiedersehen mit Anna" (1997) suchte G.P. ihr ehemaliges Kindermädchen, ein zwangsweise nach Deutschland verschlepptes ukrainisches Mädchen, nach dem Zerfall der Sowjetunion und beschreibt ihren Besuch in der Ukraine.

In ihrem Buch der Erinnerungen an die Kindheit (2016) erzählt sie liebevoll aus der Zeit auf der Rosinkawiese bis ca. 1939.


Sie starb am 23.Januar 2020.