HeimatLandschaft  Adlergebirge
 

Ansprache zur Einweihung Vertreibungsgedenkstätte
der Heimatlandschaft Adlergebirge

 Landschaftbetreuer Günther Wytopil

Meine sehr verehrten Damen und Herren, meine lieben Landsleute,

viele Orte unserer Heimatlandschaft Adlergebirge im Sudetenland erlebten kurz nach Kriegsende im Mai/Juni 1945 die „Wilde Vertreibung“, die von Tschechen mit großer Brutalität durchgeführt wurde. Nur mit etwas Handgepäck wurden die Deutschen innerhalb weniger Stunden von ihrem Eigentum über die Grenze ins benachbarte Schlesien – im heutigen Polen – vertrieben.

Im Jahre 1946 erfolgte die sog. „Geregelte Vertreibung“ der Sudetendeutschen aus ihrer Jahrhunderte lang bewohnten Heimat. Deutsche aus gemischt deutsch-tschechischen Familien wurden nicht vertrieben. Deutsche Fachkräfte mit ihren Familien, die z.B. für die Aufrechterhaltung des Betriebes von Produktionsanlagen benötigt wurden, wurden zurückgehalten.

Verehrte Anwesende, im Jahre 2018 gibt es aus demografischen Gründen nicht mehr so viele Landsleute, die der sog. Erlebnisgeneration zuzurechnen sind. So ist es wichtig, für die Verbleibenden und uns, den sog. Nachgeborenen, der Bekenntnisgenerationen, dem Vermächtnis unserer Vorfahren gerecht werdend, die Erinnerung an die alte Heimat für die nachfolgenden Generationen auf verschiedene Weise wachzuhalten.

Hier in unserer Patenstadt Waldkraiburg wird das kulturelle Erbe der jahrhundertelangen deutschen Zeit im Adlergebirge im Adlergebirgsmuseum und -archiv gesammelt und aufbewahrt. Dank der großen Unterstützung durch unsere Patenstadt Waldkraiburg und den Einsatz vieler Landsleute aus der ganzen Bundesrepublik ist vor allem das Heimatarchiv ständig gewachsen und wird heute von deutschen und tschechischen Interessenten vielfältig genutzt.

In der alten Heimat geschieht dies z.B. durch die Erhaltung der dortigen Heimatkirchen sowie Kapellen, durch den Erhalt und die Pflege der dortigen deutschen Friedhöfe, durch das Anbringen von Gedenktafeln zur Erinnerung an die nach Kriegsende ermordeten Vorfahren und an die Opfer der Vertreibung.

Das Wirken unserer Landsleute in der alten Heimat gilt einerseits der Erfüllung des Vermächtnisses unserer Vorfahren, andererseits ist dieses Wirken auch ein Zeichen zur Versöhnung und Verständigung mit unseren tschechischen Landsleuten. Ein solches Zeichen setzte auch der Künstler Jaroslav Tschöpa mit der Schaffung des Vertreibungskreuzes, das wir heute hier als Mittelpunkt der Vertreibungsgedenkstätte der Heimatlandschaft Adlergebirge auf dem Friedhof unserer Patenstadt Waldkraiburg einweihen.

Jaroslav Tschöpa, der aus einer deutsch-tschechischen Familie aus dem Sudetenland stammt, 1996 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für bildende Kunst ausgezeichnet wurde, übereignete vor einigen Jahren dem Verein der Adlergebirgler das Vertreibungskreuz als Gipsmodell.

Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Vereins der Adlergebirgler in diesem Jahr, beschloss der Verein, das Kreuz in einem wetterfesten Guss als Vertreibungsdenkmal aufzustellen. Erfreulicher Weise stimmten der Stadtrat Waldkraiburg diesem Vorhaben wohlwollend zu. Die Festlegung des Aufstellungsortes erfolgte einvernehmlich mit der Stadt Waldkraiburg. Auch dafür sind wir sehr dankbar.

Verehrte Anwesende, das Werk, die Gestaltung des Kreuzes ist von hoher Symbolik geprägt. Auf der Vorderseite wird die Vertreibung der Deutschen aus der Heimat, auf der Rückseite werden die verlassenen Gräber dargestellt.

Auf der vorderen Seite erkennen wir das Elend der Vertreibung: Männer und Frauen, das Notwendigste tragend auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft, einige mit einem Kind an der Hand. Es waren viele Frauen und meistens alte Männer, da sich die Wehrfähigen im Krieg befanden.
Das Unbegreifliche der Geschehnisse wird durch das Mädchen unten rechts symbolisiert. Es blickt mit einer Puppe an der Hand zurück wohl nicht wissend, was gerade passiert ...

Die Rückseite des Vertreibungskreuzes stellt die verlassenen Gräber in der alten Heimat dar. Der am Fuße des Kreuzes liegende Tote, mit aufgerissenen Mund und einer tiefen Wunde in der Brust weist auf das Leid der zunächst auf furchtbare Art und Weise gequälten und schließlich ermordeten Deutschen in den Maitagen von 1945 in den Ortschaften unserer alten Heimat hin.

Der Riss von oben bis zu einem Drittel des Kreuzes bedeutet die Spaltung der beiden Völker, der Deutschen und der Tschechen, oft auch ein Riss durch ganze Familien, und endet unmittelbar über dem gekreuzigten Jesu. Die Gestalt des Gekreuzigten versinnbildlicht nicht nur Elend und Verlassensein. In seiner Not am Kreuz hat Jesus auch Worte der Versöhnung gesprochen.
Er hat Hass und Gewalt vergeben. Sollten nicht auch wir zur Versöhnung bereit sein, wenngleich die Wunden tief sind? Versöhnung bedeutet nicht, dass wir vergessen müssen.

Durch die heutigen Weltgeschehnisse werden wir ständig mit Krieg, Not, Elend, Vertreibung und Flucht konfrontiert und damit an das Leid unserer Vorfahren erinnert. Möge dieses Vertreibungskreuz ein Mahnmal zur Ächtung von Vertreibung und Unmenschlichkeit sein.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

Bilder: Manfred Gischler

 Einzug

Begrüßung


Ansprache LB Günther Wytopil

Grußwort 1.Bürgermeister Pötzsch

Kreuzdetail

Grußwort Staatsminister Dr. Huber


Ehrengäste v.li. Pfr Stritar, F. Brückner, Msgr.Wuchterl, 2. Bgm. Fischer, Stadträtin Margit Roller,
Bezirksrätin Claudia Hausberger, 3. Bgm Inge Schnabel, 1. Bgm Robert Pötzsch,
Staatsminister Dr. Marcel Huber

Landsleute und Gäste

Segnung

Steine aus den Heimatorten umfassen den Denkmalssockel


Trachtengruppe und Landsleute

 

Landsleute

Begegnungsabend