HeimatLandschaft  Adlergebirge
 

Traueranzeige für 

Schwester Theresita Wanischek OP



Nachruf der Heimatlandschaft Adlergebirge zum Tod
Sr. M. Theresita Wanitschek OP

Am 4. März 2024 verstarb Sr. M. Theresita OP, unsere langjährige Ortsbetreuerin von Wichstadtl, Deutsch Petersdorf, Wöllsdorf, Zöllnei und Tschihak.
Sie erblickte das Licht der Welt am 3. April 1933 in Wichstadtl. Sie war bei der wilden Vertreibung der Bewohner ihres Heimatortes am 2. Juni 1945 dabei.
Trotz ihres hohen Alters und ihrer umfangreichen Aufgaben im Kloster Neustadt am Main engagierte sie sich mit großem Einsatz in unserer Heimatarbeit. Sie war Herz und Seele des von ihr organisierten Kaiserkermes-Treffens in Bürgstadt.
Zusammen mit den Brüdern Pietsch aus ihrer Heimatgemeinde und den Verantwortlichen der Stadt Mladkov /Wichstadtl konnte Sr. M. Theresita OP das anspruchsvolle und emotionale Vorhaben der Schaffung von würdevollen Gedenkstätten für die Gefallenen der beiden Weltkriege, für die Mordopfer im Mai 1945 im Oktober 2021 mit einem zweisprachigen Dankgottesdienst in der Kirche von Wichstadtl abschließen. So ging für sie und für die ehemaligen Bewohner damit ein langersehnter Wunsch – auch als Zeichen der Vergangenheitsbewältigung und der Versöhnung in Erfüllung.
Durch ihr herzliches, den Menschen zugewandtes Wesen erfreute sich Sr. Theresita sowohl bei ihren Landsleuten als auch bei vielen Bürgern in ihrer alten Heimat großer Wertschätzung und Beliebtheit.
Für ihre erworbenen Verdienste für unsere Heimatgemeinschaft und sudetendeutsche Volksgruppe wurde Sr. M. Theresita OP mit dem Ehrenbrief der Heimatlandschaft Adlergebirge, der Goldenen Ehrennadel des Vereins der Adlergebirgler und mit dem Großen Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet.
Nach dem feierlichen Requiem am 11. März 2024 in der Pfarrkirche in Neustadt/Main wurde Sr. M. Theresita OP anschließend auf dem Neustädter Friedhof beigesetzt.
Ruhe in Gottes Frieden.


Karl Mück


Günther Wytopil
Landschaftsbetreuer
der Heimatlandschaft Adlergebirge


Nachruf der Ordensgemeinschaft zum Tod von
Sr. M. Theresita WanitschekOP
03.04.1933 - 04.03.2024


Meine Freude ruht auf der Gewissheit, dass alles Leben den Tod besiegt.
(Helder Camara)

Sr. Theresita Wanitschek wurde am 03. April 1933 in Wichstadtl, Ostsudetenland, im heutigenTschechien, als einziges Kind ihrer Eltern Anton und Anna geboren und auf den Namen Helga Emma Anna getauft.
Helga besuchte von September 1939 bis zum Kriegsende 1945 die Volksschule in ihrer Heimat. Mit dem Ende des Krieges vertrieb die tschechische Regierung die Sudetendeutschen. Zusammen mit ihrer Mutter war sie wochenlang in einem Treck von Flüchtlingen zu Fuß unterwegs, bis sie für kurze Zeit südlich von Berlin siedeln konnten, bevor sie sich wieder zu Fuß auf den Weg nach Dahlenberg in Sachsen machen mussten. Nachdem Helga im Sommer 1947 die achtjährige Volksschulzeit in Dahlenberg abgeschlossen hatte, machte sie sich mit ihrer Mutter erneut bei Nacht und zu Fuß auf den Weg nach Brendlorenzen bei Bad Neustadt /Saale, wo kurz zuvor ihr Vater nach seiner Kriegsgefangenschaft ansässig geworden war. Die Erfahrung des Schmerzes von Vertreibung und Flucht hat Sr. Theresita so tiefgreifend geprägt, dass sie, wann immer es ihr möglich war, an den Treffen der Heimatvertriebenen teilnahm und sich bis zuletzt in ihrer Heimatgemeinde für Versöhnung und eine friedvolle Zukunft einsetzte. Dafür wurde sie 2018 mit der Goldenen Ehrennadel des Vereins der Adlergebirgler ausgezeichnet.
Von 1947 bis 1950 absolvierte sie in Bad Neustadt die Berufsschule für Hauswirtschaft und ließ sich zur Damenschneiderin ausbilden. Anschließend arbeitete sie in einem Textilbetrieb, bis sie am 01. August 1952 in unsere Gemeinschaft der Oakford Dominikanerinnen in Neustadt am Main eintrat.
Bei ihrer Einkleidung am 21. Mai 1953 erhielt sie den Namen Sr. M. Theresita. Nach dem   einjährigen Noviziat  legte Sr. Theresita am 22. Mai 1954 ihre Erste Profess ab und wurde unmittelbar danach in den damals bestehenden Konvent nach Mersch /Westfalen gesandt, wo sie zunächst den Schulabschluss der Mittleren Reife erwarb und anschließend an der Frauenfachschule in Hamm  zur Kindergärtnerin und Hortnerin ausgebildet wurde.
Am 22. Mai 1957 legte Sr. Theresita in Mersch ihre Ewige Profess ab.
Im August 1957 wurde Sr. Theresita mit drei Mitschwestern nach Bremersdorp (heute: Manzini), Swaziland (heute: Eswatini) gesandt. Während sie bis 1964 in einer Schule für europäische Schüler unterrichtete, erwarb sie über Fernstudiengänge Qualifikationen in Englisch und Theologie. Für den Studienabschluss als Lehrerin war Sr. Theresita von 1965 - 1966 am Lehrer-College in Durban/Natal.
Zurück in Manzini wurde sie als Schulrektorin eingesetzt und unterrichtete zunächst bis 1970 an der „St. Theresa’s High School“, danach bis 1973 in „St. Theresa’s Primary School“. Als 1973 der Vater von Sr. Theresita verstarb, kehrte sie für ein Jahr nach Deutschland zurück, bevor sie dann erneut bis 1981 als Schulrektorin in Manzini unterrichtete. In dieser Zeit war sie auch Subpriorin des Konventes.
Als Sr. Theresita chronisches Asthma entwickelte, kam sie 1981 zur Behandlung nach Deutschland. In dieser Zeit verschlechterte sich der Allgemeinzustand ihrer Mutter, so dass sie sich um sie kümmerte und ihre Pflege organisierte. Seit 1984 gehörte Sr. Theresita dem Konvent in Neustadt an, wo sie zuerst im Rehazentrum Haus St. Michael mitarbeitete und in der Arbeitstherapie Textiles Gestalten für die Rehabilitanden anbot. 1989 übernahm Sr. Theresita Verwaltungsaufgaben im Provinzbüro und begann, nach einem Kurs über Archivarbeit, das Provinzarchiv einzurichten und zu verwalten. Bis zum Umzug der Gemeinschaft in die Seniorenresidenz Kist widmete sie sich mit unermüdlichem Eifer und mit Leidenschaft der Archivarbeit.
1999 wurde Sr. Theresita zur Priorin in Neustadt gewählt, gefolgt von einer zweiten Amtsperiode bis 2005, dann noch einmal 2008 für drei Jahre, gefolgt von drei weiteren Jahren als Subpriorin. Sr. Theresita engagierte sich auch in der Pfarrgemeinde von Neustadt, wo sie lange Zeit Mitglied des Pfarrgemeinderates war. Sie war Lektorin, Kommunionhelferin, sang im Kirchenchor mit und brachte Krankenkommunion zu den Menschen. Mit profundem Wissen und mitreißender Begeisterung ließ sie bei Führungen in Kirche und Lapidarium die 1250-jährige Geschichte von Neustadt lebendig werden.
Für Sr. Theresita bedeutete der Umzug in die Seniorenresidenz nach Kist noch einmal ein schmerzlicher Einschnitt, war sie doch mit der Geschichte Neustadts und den Menschen sehr verbunden. Dennoch war sie dankbar und konnte den Geschehnissen - dem, was ist –immer wieder Positives abgewinnen, denn - so sagte sie - es war das Beste, was den Schwestern passieren konnte.
Trotz fast lebenslanger labiler Gesundheit war Sr. Theresitas Leben sehr bewegt, reich und bunt. Bis ins hohe Alter war sie offen und wissbegierig, lernte dazu, besuchte Veranstaltungen des Ordens und der Diözese, pflegte Kontakte, informierte sich über Weltgeschehen, Kirche und locale Ereignisse. Gleichzeitig war die Vergangenheit in ihr sehr lebendig. Es brauchte nur ein Stichwort, und aus ihr sprudelten Geschichten von Erlebnissen und Erfahrungen.
Sie ging die ihr gestellten Aufgaben ruhig, besonnen, realistisch und diskret an. Den Menschen begegnete sie in Solidarität und Güte und trug so dazu bei, Not zu lindern oder zu wenden.
Sr. Theresita lebte und feierte gern und glaubte an das Leben, sie glaubte an den Gott, der in Jesus Christus den Tod überwunden hat und zum Leben für uns geworden ist, damit auch wir Leben in Fülle haben.
In dieser Gewissheit bereitete sich Sr. Theresita auf ihren Tod vor. Nachdem in den vergangenen Monaten gesundheitliche Beschwerden und Einschränkungen zunahmen, wurde sie am 04. März 2024 in Bad Neustadt /Saale am Herzen operiert, wo sie am gleichen Abend verstarb.
Möge ihr Tod für sie endgültiger Übergang in das ewige Ostern sein und möge sie bei Gott Heimat finden in Freude und Frieden.
Wir sind dankbar für das Lebens- und Glaubenszeugnis von Sr. Theresita. Uns möge sie mit all unseren vorausgegangenen Mitschwestern bei Gott Fürsprecherin ein.


RIP